In Bayern sind derzeit 9 Arten aus der Gruppe der Reptilien heimisch. Einige dieser Arten sind durch die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt und damit planungsrelevant, d .h. sie müssen bei der Planung von Bauvorhaben und anderen Eingriffen in deren Lebensräume berücksichtigt werden.
Durch den langjährigen Fokus meiner beruflichen Tätigkeit auf diese Artengruppe, besitze ich spezifisches Fachwissen zur Ökologie und Eingriffsempfindlichkeit dieser Tiere. Insbesondere was die Arten Äskulapnatter, Schlingnatter, Zauneidechse und Östliche Smaragdeidechse anbelangt, bin ich derzeit einer der ganz wenigen Experten in der Region Niederbayern.
Im Folgenden finden Sie einige Informationen zu ausgewählten Arten.
Schlangen
Schlingnatter (Coronella austriaca)
Rote Liste Bayern: Stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: Gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/unzureichend
Erhaltungszustand Alpin: Ungünstig/unzureichend
Die Schlingnatter ist eine in Bayern heimische aber (so weit bekannt) derzeit nur zerstreut vorkommende Schlangenart. Da sie sehr versteckt lebt, ist sie oft nur schwer nachzuweisen. Es ist zu vermuten, dass ihr Vorkommen von der Präsenz anderer Reptilienarten abhängig ist. Wie Untersuchungen zeigen, ernähren sich junge Schlingnattern ausschliesslich von anderen Reptilien. Adulte Schlingnattern sind hinsichtlich ihres Beutespektrums überwiegend opportunistisch.
Die Kartierung der Schlingnatter im Rahmen von Vorhaben ist äußerst anspruchsvoll. Es bedarf eines hohen Maß an Erfahrung und Know-how, um die Tiere zuverlässig und systematisch zu erfassen.
Äskulapnatter (Zamenis longissimus)
Rote Liste Deutschland: Stark gefährdet
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/unzureichend
Erhaltungszustand Alpin: Unbekannt
Die Äskulapnatter hat ihren Verbreitungsschwerpunkt im europäischen Mittelmeerraum. In Deutschland kommt sie in 3 bzw. 5 isolierten Populationen vor – sie gelten als warmzeitliche Reliktvorkommen. Diese sind im Neckar-Odenwald im Raum Hirschhorn, im Rheingau-Taunus in der Umgebung von Schlangenbad, im Passauer Donau- und Inntal bzw. am Unterer Inn, an der Unteren Salzach bei Burghausen und im Berchdesgardner Raum. In Österreich ist die Art weiter verbreitet.
Die Äskulapnatter ist vor allem in Südeuropa verbreitet. Sie kommt dort aber nicht in trocken-heißen Regionen vor. Sie bevorzugt warme und mäßig feuchte Klimate. Das Verbreitungsgebiet der Äskulapnatter zeigt im Süden, Westen und Osten deutliche Parallelen zur Ausdehnung sommergrüner Laubwälder. Diese widerrum sind von den Niederschlägen abhängig. Die Nordgrenze ihrer Verbreitung hängt wahrscheinlich von der Temperatur ab. Die Äskulapnatter ist als Waldart charakterisiert. Dies liegt vermutlich an den Möglichkeiten der Überwinterung und Reproduktion. Zur Eiablage benötigen die Tiere verrottendes organisches Material (u. a. Totholz, Laubansammlungen, mulmgefüllte Baumhöhlen). Die Art kommt aber in ihren Verbreitungsgebieten auch sehr stetig im Siedlunsgraum vor, weshalb hier bei Bauvorhaben auch immer das Vorkommen der Äskulapnatter zu prüfen ist.
Auch die Kartierung der Äskulapnatter ist sehr anspruchsvoll, da die Art oft versteckt lebt. Meine über 15 Jahre lange Erfahrung mit dieser Art garantiert eine hunderprozentige Erfassungsquote. Ferner verfüge ich über eine hohe Kompetenz bei der artspezifischen Maßnahmenplanung und -umsetzung.
Würfelnatter (Natrix tesselata)
Eidechsen
Zauneidechse (Lacerta agilis)
Rote Liste Bayern: Gefährdet
Rote Liste Deutschland: Arten der Vorwarnliste
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/unzureichend
Erhaltungszustand Alpin: Ungünstig/unzureichend
Die Zauneidechse ist in Bayern und Deutschland die häufigste der 5 heimischen Eidechsenarten. Sie kommt in verschiedenen Lebensräumen vor. Dazu gehören vor allem Verkehsrwege, Bahnanlagen, nicht intensive Abbauflächen, Wiesen, Magerrasen, Böschungen/ Dämme, Waldränder und Siedlungsbereiche. Die Art gilt als mäßig anspruchsvoll, so werden auch suboptimale Habitate werden besiedelt. Unter anderem durch die Intensivierung der Landwirtschaft, Zunahme von Siedlungen und Verkehrswegebau ist die Art aber stark betroffen und Rückgange sind zu verzeichnen.
Aufgrund ihrer Häufigkeit ist die Zauneidechse oft von Bauvorhaben und anderen Eingriffen betroffen. Sie ist deshalb in vielen Verfahren planungsrelevant. Die zuverlässige Erfassung und Abgrenzung einer Zauneidechsenpopulation bedarf einiger Erfahrung. Von sehr hoher Bedeutung ist eine (in vielen Fällen nicht gegebene) Erfahrung des beauftragten Büros bei der Planung und Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen. Nur durch eine fachlich einwandfreie Realisierung von Maßnahmen erlangt Ihr Projekt Rechtssicherheit – und erspart so viel unnötigen Ärger.
Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis)
Rote Liste Bayern: Vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: Vom Aussterben bedroht
Erhaltungszustand Kontinental: Ungünstig/schlecht
Erhaltungszustand Alpin: –
Die Östliche Smaragdeidechse ist in Bayern und Deutschland sehr selten. Die zwei deutschen Populationen befinden sich in Südbrandenburg und im Passauer Donautal. Das Passauer Vorkommen hat Anschluss an die oberösterreichische Donautal-Population. Die Smaragdeidechse ist ein “Saumbewohner”, d. h. sie meidet zu offenes Gelände und bevorzugt kleinklimatisch günstige Randbereiche mit ausreichend Versteckmöglichkeiten. Dies sind beispielsweise strukturreiche Waldränder, Waldlichtungen, Blockhalden und in den Donauhängen gelegene, (halb-)offene/ verbuschte Hangflächen. Ihr Vorkommen in Mitteleuropa ist vor allem von den im Lebensraum herrschenden Temperaturen abhängig. Dies ist vor allem für die Gelege wichtig!
Zwar sind die Lebensräume der Smaragdeidechse vielfach vom Menschen beeinflusst (Bahndamm, Nieder- und Mittelwälder, Waldränder), jedoch scheut sie den Kontakt zu Menschen und ist selten in Siedlungen anzutreffen. Allenfalls in Siedlungsrandlagen (im Donautal u. a. Passau/Sulzsteg und Obernzell) ist die Art anzutreffen.
Mauereidechse (Podarcis muralis)
Rote Liste Bayern: Vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: Arten der Vorwarnliste
Erhaltungszustand Kontinental: Günstig
Erhaltungszustand Alpin: Ungünstig/schlecht
Das Vorkommen der heimischen Mauereidechse ist in Bayern auf das südlichste Inntal im Lkr. Rosenheim beschränkt. Die Art ist sehr wärmeliebend und besiedelt urspünglich spaltenreiche Felslebensräume, Blockschutthalden u. ä. Sie besiedelt aber auch vom Menschen geschaffene und geprägte Lebensräume des erfolgreich. Darunter sind Bahnanlagen, Steinbrüche, Waldlichtungen, Siedlungsgebiete etc. Die im Lkr. Passau vorkommenden Mauereidechsen wurden wahrscheinlich im Jahr 1932 erstmals in Passau ausgesetzt. Von Schulte et al. (2008) werden die hiesigen Tiere der Unterart Podarcis muralis nigriventris-II zugeordnet. Diese Unterart stammt ursprünglich von Nordhang des Apennin. Die Art ist sehr ausbreitungsstark und hat sich in den letzten ca. 90 Jahren, von Passau ausgehend, an Inn und Donau entlang ausgebreitet. Mittlerweile hat sich die „Passauer“ Mauereidechse bis an den östlichen Stadtrand der Stadt Pocking ausgebreitet (eigene Beobachtung). Im Donautal oberhalb von Passau fehlt die Art noch. An der österreichischen Donau unterhalb von Passau als auch im österreichischen Schärding am Inn gibt es starke Populationen.